Iris Kranz

Eitrige Peritonitis

14th Januar 2009

Eitrige Peritonitis

posted in My Life, Uni & co. |

Peritonitis = Entzündung des Bauchfells (Peritoneum)

Das neue Jahr…
… hat ja bereits bestens für mich angefangen *Ironie*
Angefangen hat die Misere letzten
Sonntag:
da bekomme ich von der einen auf die andere Minute plötzlich Schüttelfrost und Muskel – bzw. Gliederschmerzen. Die Nacht ist Hölle, habe so gut wie nicht geschlafen und kann dann natürlich am
Montagmittag :
auch nicht mit den Turnmädels ins Thermalbad (wo ich mich doch schon so drauf gefreut hatte :-( ). Fieber ist bis dato nicht messbar. Am Abend dann dasselbe Spiel. Nachdem ich tagsüber ne Diclofenac eingeschmissen habe und mich relativ ok fühle, bekomme ich also abends wieder den gleichen Mist, diesmal gepaart mit Fieber. Allerdings schwankt die Temperatur ständig zwischen 36,X °C und 38,X° C. Zweite schlaflose Nacht.
Dienstag:
Endlich ist die Nacht rum… Ich fühle mich noch immer ziemlich miserabel und bleibe deshalb völlig entgegen meinen Gewohnheiten im Bett liegen. Stefan macht 2 Frühstückseier für mich, die ich dann erst Mal verputze. Kurze Zeit später fängt dann plötzlich das Bauchweh an und blieb… und blieb… und blieb… den ganzen Tag und die ganze Nacht. Nachdem mich also schon den ganzen Tag Bauchweh quält, muss ich mich zur Krönung abends auch noch übergeben. Na, das kann ja wieder ne tolle Nacht werden – nämlich mal wieder ziemlich schlaflos. Am nächsten Tag,
Mittwochmorgen:
Uni fängt nach der Weihnachtspause wieder an, was mach ich jetzt nur? Also zunächst Frau Dr. B. (regelt für uns das Blockpraktikum Innere Medizin) versucht anzurufen, hat Urlaub bis Montag, 11.01.2009. Ich zerbreche mir den Kopf wegen der Uni, da ich ja in 6 Wochen ins PJ gehen will. Ich rufe völlig fertig und unter Schmerzen Frau B. vom Studiendekanat an und fange am Telefon direkt an zu heulen wie ein Schlosshund. Nachdem ich ihr verheult erzählt habe, dass ich nicht kommen kann und sie mir versichert meine Gesundheit ginge jetzt vor und sie setze sich mit Frau Dr. B. in Verbindung (in so einem Fall ließe sie mit Sicherheit mit sich reden und man finde eine Lösung), machte ich mich auf den Weg zu meiner Hausärztin. Dort muss ich in nenn Becher pinkeln und bekomme einen riesen Schreck: Bilirubin!? Im Ultraschall ist nichts auffälliges, also wird noch Blut abgenommen und dann geh ich heim und warte auf den Anruf abends gegen 19 Uhr, als die Ergebnisse vom Blut da sind: Koffer packen und sofort in die Klinik, ich habe ein CRP von fast 400 mg/l! Normalwert liegt unter 5 mg/l…
Mittwochabend:
Stefan fährt mich zur Notaufnahme der Uniklinik, die völlig hektisch und überfüllt ist, Wartezeit 2,5 Stunden. Gottseidank sehe ich gleich meine Kommilitonin Silke rumwuseln, die sich dann auch gleich ganz lieb um mich kümmert und mir Blut abnimmt bzw. schon einmal eine Viggo legt. Stefan schicke ich heim, mittlerweile ist es schon um die 21 Uhr. Endlich bekomme ich dann ein Bett, in das ich mich in der Notaufnahme legen kann. Dort liege ich erstmal ne Weile, bekomme ein EKG, Temperatur gemessen, eine Infusion gegen Schmerzen und nen Ultraschall. Die Internisten denken, es könnte Appendizitis (das was man umgangssprachlich Blinddarmentzündung nennt) sein. Also schiebt mich Silke gegen 23 Uhr rüber in die chirurgische Poliklinik, wo ich erst mal ne Weile auf meinem Rollstuhl sitze bevor etwas passiert und total übermüdet bin. Schließlich kommt einer der Chirurgen und ich muss sagen, der war so sehr nett zu mir und hat sich wirklich um mich gekümmert, unglaublich! Die körperliche Untersuchung, speziell die Appendizitis-Zeichen (wir haben sie bis zum Erbrechen lernen müssen…) und der Ultraschall waren jedoch nicht eindeutig. Deshalb werde ich noch von 2 jungen Sanitätern abgeholt und in die Frauenklinik gefahren. Mittlerweile ist es ca. 1 Uhr nachts, also
Donnerstagfrüh:
Wer hat dort nicht Dienst? Die Aida, was für ein Glückstag heute :-) (Aida kenne ich von der Doktorarbeit). Was speziell Gynäkologisches konnte sie nicht feststellen, hat jedoch „freie Flüssigkeit im Douglas-Raum“ gesehen, was bedeutet, dass irgendwas in meiner Bauchhöhle rumschwimmt, was da nicht hin gehört…
Also wieder zurück in die Chirurgie. Endlich kann ich mich auch dort auf ne Liege legen und bekomme von der sehr netten Krankenschwester 2 warme Decken – da muss ich auch schon leider wieder los zum CT. Das war alles andere als angenehm, denn oral und i.v. reicht das Kontrastmittel ja nicht, nein… Aber man ist ja hart im Nehmen. Danach steht fest: der Bauch muss auf, es wird operiert. Oh nein…
Es geht hoch in den Zentral-OP. Irgendwie komisch das alles nun aus der Bett-Perspektive zu sehen. Wenn einem alles so bekannt vorkommt, ist es irgendwie noch beängstigender. Komischerweise sind alle informiert, dass ich hier Studentin bin und ich bin ganz froh darüber, denn da ich ja sozusagen dieselbe Sprache spreche, kommunizieren die natürlich auch ganz anders mit mir. Es ist ca. 3 Uhr morgens, als ich in den kleinen OP-Vorraum geschoben werde, wo die Anästhesie die Narkosen einleitet.
Ich bekomme eine RSI (=Rapid Sequence Intubation). Die Präoxygenierung ist unangenehm, denn da kommt gar nicht so ein schöner Sauerstoff-Flow raus, wie ich mir das vorgestellt habe („frische“ Luft). Es riecht ekelhaft nach Gummi und ein Lufthauch entgegen kommt mir schon mal gar nicht, sondern ich hab das Gefühl ich muss ganz schön schnaufen und mir die Luft sozusagen her saugen… Aber mittlerweile sehe ich schon dreifach und weiß, jetzt ist eh gleich alles vorbei…
Tatsächlich: ich wache schon wieder auf und bin total glücklich. Ich rede beim Aufwachen noch irgendnen Mist von Amazon.de und nem Anästhesie-Lehrbuch oder so ähnlich und ich bin mir ziemlich sicher, irgendjemand hat sogar noch darauf geantwortet nach dem Motto „jaja Frau Kranz (ist halt die Narkose, gelle :-D )” Peinlich. Ich habe keine Schmerzen und mir ist auch nicht übel. Der Himmel auf Erden in dem Moment :-)
Es ist nun ca. 5 Uhr morgens und ich liege ne Weile im Aufwachraum. Schlafen kann ich nicht. Danach werde ich von einer netten Schwester auf Station gebracht. Wie sich später herausstellt, hat mich mein erster Gedanke nicht getäuscht. Auch sie habe ich bereits vorher gekannt :-) .
Donnerstag tagsüber:
Es geht mir blendend, kann ich nicht anders sagen. Es kommt ganz viel Besuch und abends bin ich ziemlich geplättet und freue mich darauf, endlich mal wieder schlafen zu können. Erste Unterbrechung, 22 Uhr das Zimmer ist taghell: die Nachtschwester geht durch und ich schrecke total hoch. Danach noch einige Unterbrechungen. Um 1 Uhr wache ich erneut auf. Ich bekomme etwas ziehende Schmerzen im rechten Bauch und gehe auf die Toilette in der Hoffnung, dass es besser wird. Wird es nicht. Es wird schlimmer. Es wird so schlimm, wie ich es noch nie erlebt habe, Leute. Ich erlebe die Hölle auf Erden. Schmerzskala 9 von 10 Punkten (den 10. Punkt vergebe ich lediglich deshalb nicht, weil man ja nie wissen kann, ob es nicht doch noch ne Steigerung gibt…).
Aber das sind völlig andere Schmerzen, als vor der OP. Diese hier sind stechend scharf und ich kann kaum atmen. Bei jedem Atemzug habe ich das Gefühl mir schlitzt jemand den Bauch auf. Die Schmerzen vor der OP waren schlimm, weil sie durchweg über 2 Tage bestanden, aber im Vergleich würde ich die Intensität nur mit 5-6 von 10 Punkten einschätzen…
Ich habe keinen Zugang mehr am Arm, also bekomme ich 2 Buscopan-Tabletten. Hilft nicht. Danach bekomme ich Dipidolor s.c.. Hilft nicht. Anschließend nehme ich Novalgin-Tropfen. Hilft nicht. Irgendwie schaffe ich es, eine Position zu finden, in der ich einigermaßen liegen und flach atmen kann. Ich friere zwar, da ich mich nicht bewegen kann und keine Decke über mir habe, aber das ist mir in dem Moment auch grad egal.
Ich schaffe es tatsächlich so die restlichen Stunden der Nacht zu überstehen.
Freitag:
Dann ist Visite und ich werde auf den Rücken gedreht, damit man sich den Bauch angucken kann. Ich sterbe Höllenqualen, meine Tränen fließen geradezu rechts und links runter, ich schaffe es nicht einmal, richtig mit den Ärzten zu sprechen… Ich bekomme noch einmal Dipidolor und am Nachmittag kommt ein Arzt und zieht mir ohne jegliche Vorwarnung den Drainageschlauch aus dem Bauch. Ich muss staunen wie lange der ist, ich schätze er zieht gut 20-25 cm Schlauch aus meinem Bauch. Nicht sehr angenehm, aber ich habe das Gefühl, danach wird es besser. Vielleicht ist der Drainageschlauch in meinem Bauchraum verrutscht nachts und hat die Schmerzen verursacht?
Am Abend bekomme ich 39°C Fieber und habe einen Puls von 110 bei ziemlich niedrigem Blutdruck – ich werde ganz schön nervös. Der Arzt kommt. Keine Blutkulturen, es wird Paracetamol i.v. gegeben. Auch diese Nacht verbringe ich mit Warten auf den nächsten Morgen. Das ist die 6. Nacht hintereinander, in der ich nicht schlafen kann.
Samstag:
Heute ist ein kleiner Besuchsmarathon. Jeder Besuch löst quasi den nächsten ab :-)
Abends wird meine Zimmernachbarin auf Intensiv gefahren und ich bin endlich mal alleine im Zimmer. Zur Nacht lasse ich mir eine Noctamid geben und kann zum ersten Mal seit einer Woche wieder gut schlafen. Zwar mit vielen Unterbrechungen, aber immerhin habe ich etwas tieferen erholsameren Schlaf :-)
Sonntag:
Die 2 Kleinen sind da, Nik hat mir sogar ein Bild gemalt. Tut das gut!
Der 2. Arzt, der mich operiert hat guckt nach mir und berichtet kurz von der OP: Appendix sah unauffällig aus, dafür schwamm alles schön oben auf einer Eiterbrühe… :-(
Es kamen extra noch 2 Gynäkologen mit zur OP, um auch in den Bauch zu gucken, aber die schließen eine aufsteigende Infektion „von unten“ sozusagen aus. Und die Chirurgen – wissen auch nicht weiter…
Heute meint man es wirklich gut zu mir, denn ich bekomme ein Einzelzimmer, juhu!!!
Das ist das Beste seit Tagen. Vorm Schlafengehen stellt sich noch ne nette Überraschung heraus, die Nachtschwester spricht mich an und wir stellen fest, dass sie mich noch von vor 15 Jahren (!) von meinen wilden Zeiten in Denzlingen kennt :-D Hammer!!!
Montag:
Ich bin immer noch nicht so wirklich auf dem Dampfer und bleibe deshalb heute noch in der Klinik. Mein Bauch tut weh und ich hab so langsam keine Lust mehr…
Ich telefoniere mit Frau Dr. B. vom Innere Praktikum und sie ist total nett und meint, ich solle die ganze Woche beruhigt daheim bleiben und gesund werden, in so einem Fall würden mir natürlich keine Steine in den Weg gelegt werden.
Dienstag:
Entlassungstag! Habe weiterhin Bauchschmerzen und fühle mich nicht so gut. Allerdings wird in der Klinik ja eh nichts weiter gemacht, von daher kann ich auch nach Hause gehen…
Ich komme daheim an und irgendwie sieht alles so anders aus. Die Bauchschmerzen quälen mich weiterhin und ich habe Angst, dass die ganze Chose wieder von vorne beginnt und mein Bauchraum gerade wieder vollläuft… Die Nacht ist auch nicht so toll, aber sie geht rum…
Mittwoch – heute:
Heute geht es mir besser. Das beruhigt mich, denn ich glaube, die Schmerzen im Oberbauch kommen wohl doch eher vom Magen, als von einer erneuten Peritonitis. Ich bin zwar immer noch schlapp aber jetzt geht es hoffentlich nur noch bergauf. Morgen habe ich einen Termin in der Gyn bei Aida, die bei der OP dabei war und nächste Woche Vorgespräch für eine Colo, die ich nun machen muss, um auf Ursachensuche zu gehen…
Fakt bis jetzt ist jedenfalls, dass ich keine Appendizitis hatte, die die Peritonitis ausgelöst hat. Aber was dann???

Bilder folgen noch sobald ich sie auf dem Notebook habe, aber jetzt muss ich erst nochmal ein bisschen ausruhen.

Vielen herzlichen Dank nochmal an alle, die mich in der letzten Woche unterstützt und besucht haben!

There are currently 3 responses to “Eitrige Peritonitis”

Why not let us know what you think by adding your own comment! Your opinion is as valid as anyone elses, so come on... let us know what you think.

  • 1 On Januar 15th, 2009, Judith said:

    Oh nein, du arme! da haste ja ganz schön was durchgemacht die letzten tage! gute und schnelle Besserung weiterhin!

  • 2 On Januar 15th, 2009, Sonja & John said:

    Hallo Iris, wünschen dir gute Besserung!
    Hätte dich auch gerne mal besucht wenn ich das früher gewusst hätte.
    Liebe Grüße von den Ribbers

  • 3 On Januar 16th, 2009, Iris Kranz said:

    Danke liebe “Ribbers” :-)

    Ich dachte ja zunächst, ich komme noch früher raus… und ich muss zugeben, dass ich zwischendurch so viel Besuch hatte, dass ich ganz schön fertig davon war und mich abends drauf gefreut habe, alle Viere im Bett von mir zu strecken :-)

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.